Landesliga Süd 2, 1.Spieltag:
SF SW Merzhausen – SK Radolfzell
Nach unserem Aufstieg stand am 12.10. die erste Runde der neuen Saison an. Der SK Radolfzell nun in der Landesliga. Hört sich gut an. Die Mannschaftskader dort sprechen indes eine deutliche Sprache: Wir reihen uns ganz hinten ein, es geht vom ersten Zug an gegen den Abstieg, das ist klar. Aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen? Also auf nach...äh, Merzhausen? Nie gehört, issendas?
Es erwartete uns kurz hinter Freiburg, nach ungefähr anderthalb Fahrstunden (am Sonntagmorgen um 8!) ein in der Landesliga fest etabliertes Team. Das ist sie also, unsere erste Herausforderung.
Leider mussten wir überdies auf einige Stammkräfte verzichten, dafür sprangen zum Teil kurzfristig Matthias und Ali ein. Herzlichen Dank dafür!
Die Aufstellung sah entsprechend deutlich Merzhausen in der Favoritenrolle. Was stört´s? Sollen die anderen uns doch erst mal zeigen, dass sie besser sind. Entsprechend unbeschwert legten wir los.
In den ersten ein, zwei Stunden zeigte sich, dass wir durchaus mithalten können. Matthias (Brett 7) gelang es, eine aktive Stellung herbeizuführen, die jedoch nichts mehr hergab, da sein junger Gegner sich umsichtig verteidigte. Aber das Remis stand. 0,5:0,5 Das war ein guter Anfang. Selbst (Brett 5) kramte ich auf dem Brett nach dem entscheidenden Zug herum, der Typ da auf der anderen Seite allerdings auch. Und genau so sah er es auch. Wir waren uns also bald einig, zumal an den anderen Brettern nicht wirklich ein Ungleichgewicht zu entdecken war. 1:1
Ahmed, neu am Spitzenbrett, hatte einen quirligen Gegner, die Partie verlief ziemlich außerhalb gewohnter Bahnen. Leider griff er einmal fehl, was nicht wieder gutzumachen war. 1:2
Ali hielt am 8. Brett starkem Druck lange stand, griff allerdings auch einmal fehl. Schade, da wäre mehr drin gewesen! 1:3
Sollte das etwa so weitergehen? Schön wäre das nicht, aber jetzt kam Radolfzell mit der zweiten Luft: Die verbliebenen Brettern gaben Grund für Optimismus. Ging da noch was? Erstmal...nicht. Denn die folgenden drei Stunden brachten den Kiebitzen ein zähes, aber spannendes Ringen:
Graham (2.) hatte einmal einen Bauern mehr, den er allerdings einbüßte. So sehr, dass er in einem Endspiel mit Läufer plus 2 Bauern gegen 2 Laufer plus einem Bauern landete. Das tat natürlich weh. Schwierig, aber nicht unbedingt verloren.
Olegs Partie (3.) war lange ausgeglichen. Ein gegnerischer Bauernschlenker jedoch brachte ihm minimalen Vorteil. Auf den spielte er jetzt.
Thomas (4.) richtete sich in einer defensiven, aber festen Position ein, was seinen Gegenüber veranlasste, mittels Läuferopfer (gegen zwei Bauern) zu versuchen, vorzupreschen. Ob das korrekt war? Jedenfalls entspann sich ein heftiger Abwehrkampf. Klar war nur, wenn Thomas das überstand, müsste ihm der Punkt zufallen.
Rückkehrer Roman (6.) hatte die wildeste Partie, heterogene Rochaden und Attacke! Ein Gefecht mit allerlei Finten, Rückzügen und Springern, die kreuz und quer über die Felder gehetzt wurden.. Das Brett stand in Flammen! Schließlich ergattertet Roman erst einen Bauern, dann einen weiteren, aber entschieden war noch lange nichts...
...während in der Zwischenzeit Oleg mit bärenstarker Technik glänzte, immer mehr Druck entfachte und schließlich den entscheidenden Bauern vorantrieb. Dem war nichts mehr entgegenzusetzen. 2:3
Roman stand dem nicht nach, nur eben auf seine Art: Nach den Bauern bändigte er einen Gaul seines Gegners und baute diesen Materialvorteil uneinholbar aus. 3:3, wir waren zurück im Spiel!
Graham verteidigte sich mit Klauen und Zähnen, sah sich allerdings einem bundesligaerfahrenem Routinier gegenüber, der nahezu traumwandlerisch sicher wusste, wie er diesen Stellungstyp zu behandeln hatte. So knüpfte er ein stilles Mattnetz, aus dem es kein Entrinnen gab. 3:4
Blieb Thomas. Der kämpfte und versuchte, machte und tat, sich aber in der Stellung nicht mehr zurechtfand. Irgendwo riß der Faden dann und blieb liegen, leider. Schlußendlich fehlte - wie könnte es an so einem Tag anders sein? - genau ein Tempo. Nach sechs Stunden Spielzeit. Schach kann manchmal dreckig, mies und hundsgemein sein. 3:5
Schade, verloren. Aber wir haben gezeigt, dass wir angekommen sind, da oben in der Landesliga. Merzhausen war stark, dabei ein sehr angenehmer Gegner. Der Kaffee war auch gut. Fazit: Wir kommen gerne wieder. Und werden uns dafür anstrengen. Am nächsten Spieltag (9.11.) wartet Engen auf uns. Die sind dann auch hochfavorisiert. Lassen wir´s uns vorspielen!
(Reinhold Hall, 24.10.2025)